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Geschichte

Der VSUZH ist das neueste Kapitel in der langen Geschichte der Zürcher Studierendenschaft. Im folgenden wollen wir euch diese Geschichte ein wenig näherbringen. Nähere Informationen findet ihr im Buch Wir sind, was wir erinnern. Es stellt die Geschichte der Zürcher Studierendenschaft ab 1968 dar. Die Geschichte der Zürcher Studierendenschaft ist unter Creative Commons CC BY-NC 3.0 lizenziert. Für nichtkommerzielle Zwecke dürft und solltet ihr sie gerne teilen. Es existiert eine frei zugängliche digitale Version. Eine Print Version war beim Theodor Schmid Verlag erhältlich. Dieser scheint jedoch nicht mehr zu existieren, über die Wayback Machine ist noch die Seite aus 2023 sichtbar. Falls ein gedrucktes Exemplar gewünscht ist, kann der Vorstand direkt angefragt werden, dieser verfügt noch über einen kleinen Restbestand.

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Eine weitere gute, detaillierte Quelle zur frühen Geschichte der Zürcher Studierenden (wenn auch teilweise eher verbindungsfokussiert) bietet Geschichte der Studentenschaft an der Universität Zürich von Hans Erb, herausgegeben 1937.

Kleine Geschichte der Zürcher Studierenden

I. Die allgemeine Studentenversammlung und die studentischen Korporationen (1833 - 1919)

Bei der Gründung der Universität 1833 war eine organisierte Studierendenschaft nicht vorgesehen. Bald bildete sich jedoch eine lose, sporadisch tagende Versammlung der Studierenden heraus — die Allgemeine Studentenversammlung (AStV). Während ihres fünfzigjährigen Bestehens nahm sie immer stärker eine organisierte Form an, und wurde trotz fehlender offizieller Grundlage als glaubwürdige Stimme der Studierenden angesehen. Da sich doch de facto nur Verbindungsstudenten beteiligten (welche nur einen fünftel der Studierendenschaft ausmachten), beschloss die AStV 1888 ihre Auflösung.

 

Die nächsten Jahrzehnte blieben aber dennoch geprägt von einem Konflikt, der heute fremd scheint: Der Gegensatz zwischen inkorporierten Verbindungsstudenten und den “wilden” restlichen Studierenden. Während dieser chaotischen Zeit gab es trotz mehrerer Anläufe und komplexer Kompromisslösungen kein Organ, welches für alle Studierenden sprechen konnte. Die Inkorporierten, welche die klare Minderheit stellten, sahen ihre Delegiertenkonvente – welche Frauen übrigens explizit ausschliessen – als einzig legitime Vertretung der Studierenden. Diese parallele Existenz der inkorporierten und nichtinkorporierten Studierendenschaften endete mit der Gründung der Studentenschaft der Universität Zürich und dem endgültigen Abstieg der Verbindungen.

II. Die Studentenschaft der Universität Zürich (1919 - 1978)

1919 erliess der kantonale Erziehungsrat auf Initiative der Studierenden hin das erste Reglement über die Organisation der Studentenschaft. Die somit gegründete Studentenschaft der Universität Zürich (SUZ) unterschied sich in zwei wesentlichen Punkten von all ihren Vorgängerorganisationen: die Zwangsmitgliedschaft aller immatrikulierten Studierenden (und die dazugehörigen semesterlichen Mitgliederbeiträge) sowie die Gleichbehandlung von inkorporierten und nichtinkorporierten Studierenden.

 

Durch ihre neue finanzielle Stabilität und Legitimation konnte die SUZ auch erreichen, was vorher nicht möglich war. So bot sie ein Reisebüro, die Zürcher Studierendenzeitung (ZS), Darlehen und Stipendien, Studierendenläden (durch die Zentralstelle ZSUZ), Wohnungsvermittlung und viele weitere Dienstleistungen an.

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Nach 1968 wurde die SUZ zunehmend von der politischen Linken dominiert, was ihr viele Feinde verschaffte. 1977 reichten zwei Studenten einen Rekurs gegen die Pflichtgebühr der SUZ ein, mit dem Argument, für eine solche Zwangsmitgliedschaft bestehe keine gesetzliche Grundlage. Als der Regierungsrat die Rekurse guthiess, war das Schicksal der SUZ besiegelt. Nach über 50 Jahren wurde die Studentenschaft aufgelöst. Der Regierungsrat versuchte zwar, auf Verordnungsbasis eine neue Körperschaft mit Austrittsrecht zu gründen, doch diese wurde von den Studierenden nicht als legitim gesehen, und schlussendlich durch das Bundesgericht aufgrund fehlender gesetzlicher Grundlage aufgelöst.

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Viele der Dienstleistungen der SUZ leben aber weiter: die ZS wird durch einen eigenen Verein getragen, die Darlehenskasse sowie die Zentralstelle der Studentenschaft wurden als Stiftungen ausgegliedert (wobei die ZSUZ 40 Jahre später, 2017, Konkurs anmelden musste) und aus der Wohnungsvermittlung wurde die heutige WOKO.

III. VSU und StuRa (1978 - 2012)

Um weiterhin studentische Delegierte in Gremien der Universität wählen zu können, wurde der direkt gewählte Erweiterte Grosse Studentenrat (EGStR) geformt, welcher jedoch ein reines Wahlgremium ohne politische Vertretungsfunktion war. Die Aufgabe der politischen Vertretung der studentischen Interessen wurde inoffiziell durch einen privatrechtlichen Verein übernommen: den Verband der Studierenden an der Universität Zürich (VSU). Obwohl der VSU eine klar linke Gruppierung war, was die Beziehungen zur Universität und zur Erziehungsdirektion natürlich erschwert, galt er lange als Ansprechpartner für Medien und übernahm de facto die Aufgaben der SUZ.

 

Das Mandat des VSU endete aus zwei Gründen: die finanziellen und personellen Ressourcen nahmen stetig ab. Die Situation des Vereins ab den 1990er Jahren immer kritischer. Die Mitgliederzahlen sanken von Tausenden zu Hunderten und der Vorstand war kaum zu besetzen. 2005 wurde der Verein schlussendlich aufgelöst. Die Rechtsnachfolge des VSU wurde übrigens von einem Verein übernommen, der heute noch an der Uni aktiv ist: die kritische Politik, besser bekannt als kriPo.

 

Zweitens wurde 1994 der EGStR durch eine Totalrevision seiner Allgemeinen Geschäftsordnung in den Studierendenrat (StuRa) umgewandelt. Der signifikante Unterschied: der StuRa war kein reines Wahlgremium mehr, sondern hatte nun offiziell die Aufgabe, die Studierenden politisch zu vertreten. Diese Aufgabe erledigte er auch trotz fehlender Rechtspersönlichkeit und finanzieller Abhängigkeit von der UZH erfolgreich, jedoch mit dem stetigen Ziel, wieder ein verfasste Studierendenschaft – eine öffentlich-rechtliche Körperschaft – zu gründen.

IV. Der VSUZH (2012 - heute )

Hier sind wir nun. Nach 35 Jahren ohne klare Repräsentation der Studierenden stimmte der Kantonsrat am 29. August 2011 mit 99 Ja, 72 Nein und 0 Enthaltungen einem Antrag zu, den Verband der Studierenden der Universität Zürich (VSUZH) als öffentlich-rechtliche Körperschaft im Universitätsgesetz zu verankern. Neu mit freiwilliger Mitgliedschaft, unabhängigen Fachvereinen und ohne allgemeinpolitisches Mandat. Als die Änderung am 1. Oktober 2012 in Kraft trat, existierte offiziell wieder eine verfasste Studierendenschaft. Die Statuten wurden durch den Universitätsrat genehmigt, die ersten Wahlen durchgeführt, und an der konstituierenden Sitzung vom 28. Mai 2013 nahm der VSUZH seine Arbeit auf.

 

Der Weg hierhin hat über jahrelange Verhandlungen, Demonstrationen, Kompromisse und unzählige Fehlversuche geführt. Aber die Studierenden haben endlich wieder die Möglichkeit, mit vereinter Stimme zu sprechen. Nun liegt es an uns allen dies auch zu nutzen.

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